Kurzgeschichte
Wie Blue versprochen: einen meiner Kurzgeschichten :). Diese habe ich vor ewigen Zeiten geschrieben und dann letztes Jahr für einen schulinternen Schreibwettbewerb zum Thema „Klirrende Kälte“ überabeitet. Leider bin ich aber nur 10. geworden :/. Ich hoffe sie gefällt euch :)

Die Jagd
Es war ein unglaublich kalter Wintertag und obwohl es schon dämmerte hatte Selina noch keinen Schlafplatz, denn heute war sie mit wichtigeren Dingen beschäftigt gewesen. Ihr Magen knurrte und die eisige Kälte drang durch ihre dünne Jacke und stach wie mit tausend Nadeln in Selinas Haut. Fröstelnd zog sie die Jacke fester um ihre schmächtigen Schultern und vergewisserte sich, dass das kleine, sorgfältig in blauen Stoff gewickelte Päckchen noch sicher in ihrer Jackentasche lag. An der sorgfältigen Bewegung mit der sie über die Tasche strich konnte man sehen, dass sie etwas Wertvolles enthalten musste. Außerdem konnte man an der Art wie sie gelegentlich über ihre Schulter zurück blickte und an ihrem schnellen, zielstrebigen Gang erkennen, dass sie Angst vor Verfolgern hatte. Ärgerlich blickte sie zu Boden und verfluchte den Schnee, der die Luft kalt und den Boden rutschig machte. Wenigstens an einigen Stellen hatten fleißige Hausbesitzer sich die Mühe gemacht und den Schnee zur Seite geschoben. Abermals drehte sich sich um und und ein sehr unfeiner Fluch verließ ihren Mund als sie die Männer sah, die soeben um die Ecke gebogen waren. Wenige Sekunden danach wurde einer der Männer auf Selina aufmerksam, die wie gelähmt an der Hausecke stand und zu ihnen hinüberblickte. Er sah ihr direkt in die Augen und rief seinen Kameraden etwas zu, die daraufhin alle zu ihr blickten. Abermals fluchte sie und hetzte in die entgegengesetzte Richtung los.

Selinas Schritte hallten auf dem steinernen Boden. Sie rannte durch eine enge Gasse. Hinter ihr hörte sie die rauen Männerstimmen und Hundegebell. Sie rannte immer schneller, denn sie wusste, dass sie sich nicht erwischen lassen durfte. Der Schnee erschwerte ihr die Flucht zusätzlich, denn der Boden war nachwievor sehr rutschig. “Jetzt wird mir wenigstens warm”, dachte sie spottisch und rannte weiter. Ihr Atem ging stoßweise und ihre Seite brannte. Das Mädchen schnappte nach Luft, sie wusste genau, dass sie dieses Tempo nicht mehr lange durchhalten konnte. Plötzlich tauchte einer der Männer wie aus dem Nichts vor ihr auf. Er lächelte siegessicher und breitete die Arme aus um Selina zu schnappen. Doch er hatte nicht damit gerechnet, dass sie das Unmögliche versuchen würde - sie sprang kurzerhand ab und die Angst verlieh ihr unheimliche Käfte. Im Flug sah sie, wie sich das Grinsen des Mannes zu einer ungläubigen Grimasse verzog. Selina wusste, dass sie damit einige kostbare Sekunden gewonnen hatte, die sie nicht verschwenden durfte. Dummerweise hatte sie nicht an den Schnee gedacht und ihr Fuss glitt zur Seite, ihr Gesicht verzog sich vor Schmerz. Sie rappelte sich auf, tastete hastig nach dem Päckchen und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass es noch heil war. Sie hinkte so schnell sie konnte weiter, doch jedes Mal wenn ihr Fuss den Boden berührte, schossen stechende Schmerzen ihr Bein hinauf. Doch dann kam ihr der Zufall zu Hilfe. Vor ihr tauchten mehrere große Kisten auf, die an der Wand entlang aufgestellt waren. Es war ihre letzte Chance sich vor ihren Verfolgern zu verstecken. Selina hinkte darauf zu und ein paar Sekunden bevor die Männer sie sehen konnten, erreichte sie die Kistenwand und sank dahinter erleichtert zu Boden. Sie presste ihren Körper dicht auf den schmutzigen Boden und spürte wie der Schneematsch ihre Jacke durchnässte. Sie vertraute darauf, dass die Dunkelheit sie vor den Blicken ihrer Verfolger schützen würde. Das Mädchen konnte hören, wie einer der Männer dicht vor ihrem Versteck stehen blieb und rief “Wo ist das Mädchen hin?” Selinas Herz klopfte so laut, dass sie Angst hatte, der Mann könnte es hören. Plötzlich hörte sie einen der Hunde bellen und da fiel es ihr siedend heiß wieder ein – sie hatte die Hunde vergessen und sie wusste, dass es jetzt zu spät war, sie hatten ihre Fährte bereits aufgenommen...




blue_rose am 15.Jan 15  |  Permalink
sehr schön, man spürt die Geschwindigkeit geradezu beim lesen :)

blackbutterfly am 02.Feb 15  |  Permalink
freut mich, dass es dir gefällt :)